Dienstag, 18. August 2015

Der kleine Schelm in uns

Mit Erlaubnis meiner Klientin greife ich hier ein Thema auf, das uns beiden ein paar unterhaltsame Beratungsstunden bereitet hat.

Meine Klientin, sie ist Ende 40, kam eines Tages in die Beratung und war irgendwie anders, irgendwie gelöster als sonst. Sie berichtete, dass sich in den letzten Tagen und Wochen etwas verändert hatte. Sie hatte plötzlich eine ganz andere Seite an sich entdeckt.

I. R. der Beratung hatten wir schon das Innere Kind der Klientin kennengelernt. Und die Klientin hatte dadurch einen anderen Zugang zu sich, zu ihrem Verhalten, zu ihren Wünschen und zu ihren Bedürfnissen bekommen. Insofern war ich gespannt, welche andere Seite oder welchen neuen inneren Anteil sie bei sich wahr genommen hatte.

Sie erzählte, dass sie neuerdings eine Leichtigkeit und Fröhlichkeit in sich spüren würde, die sie vorher nicht in dieser Form gekannt hatte. Sie glaubte, dass das vielleicht Gefühle sind, die man eher in der Pubertät empfindet. (Die eigene Pubertät hatte die Klientin eher als angepasst erlebt. Sie hatte das Gefühl, immer nett gewesen zu sein).

Es fühlte sich für sie so an, als wenn sie über die Stränge schlagen wollte. Ich fragte sie, ob sie aus der Kindheit den Ausspruch kannte: 'nun reitet dich aber der Beelzebub'. Da lachte die Klientin und antwortete, ja, diesen Ausspruch würde sie kennen. Sie selber würde jedoch eher sagen:
'da zeigt sich jetzt der Schelm oder vielleicht die Schelmin in mir'.

Auf die Frage, wo denn der Schelm oder die Schelmin jetzt sei, antwortete sie spontan, dass es eine Schelmin ist und sie gerade bei ihr auf der Schulter sitzen würde.

Aha, auf der Schulter! Wie sie denn aussehen würde, wollte ich gerne wissen! Da beschrieb mir die Klientin ein Mädchen mit roten, langen Zöpfen, einem bunten Kleidchen, 2 unterschiedlichen Strümpfen und Riemenschüchen. Und die Beine baumelten munter hin und her! Und sie würde über das ganze Gesicht strahlen! Und dieses Mädchen würde sich sehr darüber freuen, dass sie sich jetzt endlich zeigen darf und dass sie wahrgenommen wird!

Auf die Frage, was dieses Mädchen denn gerne für die Klientin bewirken möchte, kam die Antwort: dass sie gerne wieder mehr Humor, mehr Lockerheit, mehr Spontanität und damit mehr Lebensfreude in das Leben der Klientin bringen wollte. Sie hätte sich so lange zurückgehalten, da sich ein pflichtbewusster Anteil der Klientin so breit gemacht und in den Vordergrund gespielt hatte. Doch nun war ihre Zeit gekommen und es machte ihr Spaß, die Klientin dazu zu bewegen, mal spontan zu sein und vielleicht auch sich mal etwas albern zu verhalten.

Die Klientin erzählte, dass sie mit großer Begeisterung in einem Chor singen würde. Allerdings war sie bisher eher mit einem gewissen Ernst dabei gewesen. Nun hatte sie aber mit Hilfe ihrer Schelmin angefangen, sich auch mal von kleinen Späßen anderer Chormitglieder anstecken zu lassen. Auch traute sie sich langsam das eine oder andere Chormitglied zu necken, was besonders bei den männlichen Chormitgliedern zu positiven Rückmeldungen und auch Komplimenten geführt hatte. Und das gefiel der Klientin sehr.

Aufgrund dieser Erfahrung probierte sie es aus, ihre 'Schelmin' auch im Berufsleben aktiver zu zeigen. Und zu ihrer Überraschung bekam sie bereits nach ein paar Tagen die positive Rückmeldung, dass sie lockerer und offener geworden wäre. Darüber freute die Klientin sich sehr.

Hierdurch ermutigt, freundete die Klientin sich mit ihrer Schelmin mehr und mehr an. Auf diese Weise kam mehr Leichtigkeit und Freude in ihr Leben. Sie wirkte sichtbar erleichtert darüber, dass es ihr endlich möglich ist, diese Seite zu leben. 

Kennen Sie eigentlich Ihren inneren Schelm/ Schelmin?
Wo hält sich dieser/ diese gerade auf?
Wie sieht er/ sie aus?
Und zu welchem Verhalten motiviert er Sie?




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