Sonntag, 4. September 2016

Der Sinn und wie ich etwas sage.....

Heute erzähle ich eine Geschichte:

Ein orientalischer König hatte einen beängstigenden Traum. Er träumte, dass ihm alle Zähne, einer nach dem anderen, ausfielen. 

Beunruhigt rief er seinen Traumdeuter herbei. Dieser hörte sich den Traum sorgenvoll an und eröffnete dem König: 
„Ich muss dir eine traurige Mitteilung machen, Du wirst genau wie die Zähne alle Angehörigen, einen nach dem anderen, verlieren.„  
Die Deutung erregte den Zorn des Königs. Er ließ den Traumdeuter in den Kerker werfen. 

Dann ließ er einen anderen Traumdeuter kommen. Der hörte sich den Traum an und sagte: 
»Ich bin glücklich, dir eine freudige Mitteilung machen zu können: Du wirst älter werden als alle deine Angehörigen, du wirst sie alle überleben. « 
Der König war erfreut und belohnte ihn reich. 

Die Höflinge wunderten sich sehr darüber: „Du hast doch eigentlich nichts anderes gesagt als dein armer Vorgänger. Aber wieso traf ihn die Strafe, während du belohnt wurdest?" fragten sie. 
Der Traumdeuter antwortete: »Wir haben beide den Traum gleich gedeutet. Aber es kommt nicht nur darauf an, was man sagt, sondern auch wie man es sagt«  

                                                                                             (aus Peseschkian 1983, S. 9).

Mir gefällt diese Geschichte sehr. 
Sie macht deutlich, wie hilfreich es manchmal ist zu überlegen, wie ich meinem Gegenüber etwas mitteile oder wie ich selbst etwas wahrnehme. 

Wie fühlt es sich an, wenn ich von einem Verlust erfahre?
Und wie fühlt es sich an, wenn ich von einem Zugewinn erfahre?

Noch ein Beispiel:
In meiner Jugend hieß es, wenn die Tochter heiratete:  "Jetzt verliere ich meine Tochter!"
Und vielleicht sagt auch heute noch manch einer diesen Spruch!

Aber eigentlich ist es doch eher: "Ich gewinne einen (Schwieger-) Sohn".
Und das fühlt sich, für mein Empfinden, gleich ganz anders an.




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