Sonntag, 6. März 2016

Camino im Alltag I




Der Aufbruch
Herzlich Willkommen beim Start auf den 'Alltags - Camino'!

Es geht dabei um Ihren Weg zu sich selbst. Es geht unter anderem dabei darum, dass Sie neue Erkenntnisse über sich gewinnen und damit neue Seiten an sich kennenlernen.

Sie wählen nicht den Weg, sich in Wanderstiefeln und mit Rucksack auf dem Rücken auf den Camino in Nordspanien zu begeben, durch den Ausstieg aus dem Alltag und den Erfahrungen, die Sie dort machen, sich auf sich zu besinnen.

Sie haben sich entschieden, den Camino im Alltag zu gehen.
Auch auf diesem Camino geht es darum, sich selbst zu erfahren und sich selbst bewusst wahr zu nehmen. Diese bewusste Wahrnehmung ist die Basis für Veränderung.


Denn es gilt die Regel:
Nur das, was ich wahrnehme, kann ich auch, wenn ich möchte, verändern.

Daher möchte ich Ihnen zu Beginn 3 Fragen stellen:
  1. Welchen Wunsch, welches Ziel verfolgen Sie damit, dass Sie sich auf den Camino im Alltag begeben?
  2. Was hat Sie bisher davon abgehalten, den Camino z. B. in Spanien zu gehen?
  3. Was macht es Ihnen leichter den Camino im Alltag zu begehen?
Ich lade Sie ein, diese 3 Fragen zu Beginn Ihres Caminos schriftlich zu beantworten.

Meine Empfehlung:
Legen Sie für sich eine Mappe an, in der Sie mit den Antworten auf diese Fragen ein 'Camino - Tagebuch' beginnen. In diesem Tagebuch können Sie in der nun folgenden Zeit all das notieren, was Ihnen wichtig erscheint.

In den nachfolgenden Abschnitten werde ich Ihnen auch immer wieder 'Denkanstöße' geben, zu denen Sie vielleicht etwas notieren, Ihre eigenen Erfahrungen festhalten möchten. Diese können Sie dann auch in diesem Tagebuch sammeln.

Damit ist Ihr 1. Schritt getan! Sie haben Ihre Wanderschuhe angezogen und sind aufgebrochen auf den Camino im Alltag!

Herzlichen Glückwunsch!

Für Ihren weiteren Weg wünsche ich Ihnen alles Gute!

Buen Camino!

Samstag, 5. März 2016

Warum in die Ferne schweifen....

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah....
Sich auf den inneren Camino begeben!


Es war für mich nur eine Frage der Zeit, wann ich mich auf den spanischen Jakobsweg begeben würde. Nachdem ich mich von dem Plan verabschiedet hatte, die rd. 800 km in einen Stück zu gehen, war es für mich plötzlich ganz schnell planbar.

2010 war es dann so weit und ich startete auf meine 1. Etappe von St. Jean-Piet-de-Port in Frankreich über die Pyrenäen bis nach Leon. Im Jahr darauf wanderte ich von Leon nach Santiago de Compostela und weiter bis zum Kap Finisterre am Atlantik.

Beide Wanderungen haben mich sehr erfüllt und mir wunderbare Begegnungen geschenkt. Und doch war jede Wanderung irgendwie anders.
In 2012 bin ich die Etappe von Leon nach Santiago d. C. noch ein 2. Mal gewandert, da mir dieser Abschnitt besonders gut gefallen hat.

2014 zog es mich dann auf den portugiesischen Jakobsweg von Porto nach Santiago d. C. Auch hier sammelte ich meine eigenen Erfahrungen, die mich sehr bereichert haben.

Nach jeder Wanderung traf ich auf Menschen, die mir auch von ihren Plänen, den Jakobsweg zu gehen, berichteten. Und ich traf auch auf Menschen, die sich für den Jakobsweg interessierten, es sich jedoch nicht zutrauten, ihn zu begehen.

Die Gründe waren vielfältig. Oft war nicht das Vertrauen in die eigenen Füße und in den Rücken da. Wandern war noch nie ihr Ding gewesen und einen Rucksack mit ca. 10 kg Gewicht über mehr als 1-2 Tage zu tragen gar nicht vorstellbar.....

Und doch hörte ich auch von diesen Menschen ein großes Interesse an dem, was man auf dem Jakobsweg erleben konnte.
So war z. B. der Wunsch da, sich einmal für einige Zeit aus dem Alltag zurückzuziehen, nur mal für sich zu sein, seinen Gedanken nach zu hängen, vielleicht eine Klarheit über die Neuausrichtung des Lebens zu bekommen oder anstehende Entscheidungen für sich zu überdenken.....

Durch diese Gespräche wuchs in mir die Idee, eine andere Art des Jakobsweges anzubieten, nämlich eine Art 'Alltags – Camino'.

Auf diesem 'Alltags- Camino' werden symbolisch Wanderschuhe angezogen, auch auf eine gewisse Art ein Rucksack gepackt und vielleicht auch das eine oder andere wieder ausgepackt, weil die Entscheidung getroffen wurde, lieber mit leichterem Gepäck die nächste Zeit unterwegs zu sein..... Und es wird ein Ziel festgelegt, sogar eine Vision -
die Vision, wie es am Ende am Ziel aussehen soll, oder wie Sie sich fühlen wollen.

Ich hoffe, ich habe Sie etwas neugierig gemacht und Sie möchten gerne erfahren, wie der 'Alltags- Camino' funktioniert.

In den nächsten Tagen werde ich mit dem Start auf dem 'Alltags- Camino' beginnen.
Wenn Sie mit dabei sind freue ich mich sehr.

Für heute verabschiede ich mit dem auch auf dem 'Alltags- Camino' gültigen Grußwort:
Buen Camino!

Dienstag, 18. August 2015

Der kleine Schelm in uns

Mit Erlaubnis meiner Klientin greife ich hier ein Thema auf, das uns beiden ein paar unterhaltsame Beratungsstunden bereitet hat.

Meine Klientin, sie ist Ende 40, kam eines Tages in die Beratung und war irgendwie anders, irgendwie gelöster als sonst. Sie berichtete, dass sich in den letzten Tagen und Wochen etwas verändert hatte. Sie hatte plötzlich eine ganz andere Seite an sich entdeckt.

I. R. der Beratung hatten wir schon das Innere Kind der Klientin kennengelernt. Und die Klientin hatte dadurch einen anderen Zugang zu sich, zu ihrem Verhalten, zu ihren Wünschen und zu ihren Bedürfnissen bekommen. Insofern war ich gespannt, welche andere Seite oder welchen neuen inneren Anteil sie bei sich wahr genommen hatte.

Sie erzählte, dass sie neuerdings eine Leichtigkeit und Fröhlichkeit in sich spüren würde, die sie vorher nicht in dieser Form gekannt hatte. Sie glaubte, dass das vielleicht Gefühle sind, die man eher in der Pubertät empfindet. (Die eigene Pubertät hatte die Klientin eher als angepasst erlebt. Sie hatte das Gefühl, immer nett gewesen zu sein).

Es fühlte sich für sie so an, als wenn sie über die Stränge schlagen wollte. Ich fragte sie, ob sie aus der Kindheit den Ausspruch kannte: 'nun reitet dich aber der Beelzebub'. Da lachte die Klientin und antwortete, ja, diesen Ausspruch würde sie kennen. Sie selber würde jedoch eher sagen:
'da zeigt sich jetzt der Schelm oder vielleicht die Schelmin in mir'.

Auf die Frage, wo denn der Schelm oder die Schelmin jetzt sei, antwortete sie spontan, dass es eine Schelmin ist und sie gerade bei ihr auf der Schulter sitzen würde.

Aha, auf der Schulter! Wie sie denn aussehen würde, wollte ich gerne wissen! Da beschrieb mir die Klientin ein Mädchen mit roten, langen Zöpfen, einem bunten Kleidchen, 2 unterschiedlichen Strümpfen und Riemenschüchen. Und die Beine baumelten munter hin und her! Und sie würde über das ganze Gesicht strahlen! Und dieses Mädchen würde sich sehr darüber freuen, dass sie sich jetzt endlich zeigen darf und dass sie wahrgenommen wird!

Auf die Frage, was dieses Mädchen denn gerne für die Klientin bewirken möchte, kam die Antwort: dass sie gerne wieder mehr Humor, mehr Lockerheit, mehr Spontanität und damit mehr Lebensfreude in das Leben der Klientin bringen wollte. Sie hätte sich so lange zurückgehalten, da sich ein pflichtbewusster Anteil der Klientin so breit gemacht und in den Vordergrund gespielt hatte. Doch nun war ihre Zeit gekommen und es machte ihr Spaß, die Klientin dazu zu bewegen, mal spontan zu sein und vielleicht auch sich mal etwas albern zu verhalten.

Die Klientin erzählte, dass sie mit großer Begeisterung in einem Chor singen würde. Allerdings war sie bisher eher mit einem gewissen Ernst dabei gewesen. Nun hatte sie aber mit Hilfe ihrer Schelmin angefangen, sich auch mal von kleinen Späßen anderer Chormitglieder anstecken zu lassen. Auch traute sie sich langsam das eine oder andere Chormitglied zu necken, was besonders bei den männlichen Chormitgliedern zu positiven Rückmeldungen und auch Komplimenten geführt hatte. Und das gefiel der Klientin sehr.

Aufgrund dieser Erfahrung probierte sie es aus, ihre 'Schelmin' auch im Berufsleben aktiver zu zeigen. Und zu ihrer Überraschung bekam sie bereits nach ein paar Tagen die positive Rückmeldung, dass sie lockerer und offener geworden wäre. Darüber freute die Klientin sich sehr.

Hierdurch ermutigt, freundete die Klientin sich mit ihrer Schelmin mehr und mehr an. Auf diese Weise kam mehr Leichtigkeit und Freude in ihr Leben. Sie wirkte sichtbar erleichtert darüber, dass es ihr endlich möglich ist, diese Seite zu leben. 

Kennen Sie eigentlich Ihren inneren Schelm/ Schelmin?
Wo hält sich dieser/ diese gerade auf?
Wie sieht er/ sie aus?
Und zu welchem Verhalten motiviert er Sie?




Montag, 4. Mai 2015

Löwenherz oder Erfüll dir deine Träume!

Löwenherz arbeitete in der Traum- und Wunschfabrik.
Er lieferte der Welt Wünsche und Träume frei Haus.
Löwenherz war der beste Paketzusteller von allen.

Am Nordpol kämpfte er sich durch Eis und Schnee...
...in der Südsee blieb er nicht einmal auf eine Drink,
denn er durfte schließlich keine Zeit verlieren.

Egal wohin - kein Weg war Löwenherz zu mühsam,
keine Strecke zu weit.

Seine Pakete waren unendlich wichtig,
denn sie machten viele glücklich.

Lange Zeit war Löwenherz schon Paketzusteller.
Doch er selbst bekam nie ein Paket.

Aber da er so mit seiner Arbeit beschäftigt war,
fiel ihm das gar nicht auf.

Eines Abends kam er nach Hause und
fühlte sich traurig und leer.

Was war mit ihm?
Wer dachte an Löwenherz?

Plötzlich klingelte es an seiner Tür.
Als Löwenherz öffnete, war niemand zu sehen.
"Paket für Löwenherz abzugeben!", piepste eine Stimme.

Löwenherz bückte sich.
Da stand ein kleiner, gepunkteter Vogel
und schaute ihn erwartungsvoll an.

"Wer bist du? Was machst du hier?", rief Löwenherz entgeistert.
"Ich bringe ein Paket für dich", antwortete der Vogel
und spazierte einfach ins Wohnzimmer.

Löwenherz eilte ihm hinterher.
"Aber ich habe doch gar nichts bestellt!"

"Ich weiß nicht, wovon du sprichst", antwortete der Vogel,
"vielleicht hast du dir einfach etwas gewünscht?"

Löwenherz war verblüfft.

Eigentlich wusste er gar nicht, was er sich wünschte.
Und jetzt bekam er ein Paket.

Vorsichtig nahm er es in die Hände.

Wovon träumte er?

Wäre es nicht schön....
 ....wieder einmal....
....faul in der Sonne zu liegen,
....Zeit mit seinen Freunden zu verbringen....
....oder etwas richtig Verrücktes zu tun?....

Nach und nach begannen seine Gedanken, Karussell zu fahren.
Immer mehr Wünsche fielen ihm ein.

Aber durfte er das überhaupt?
Seine Träume einfach leben?

"Was werden die anderen sagen?

Was ist, wenn mich dann keiner mehr mag?"

Da blickte ihm der kleine Vogel mitten ins Herz.

"Ein Löwenherz bleibt ein Löwenherz,...
...auch wenn es sich einmal seine eigenen Wünsche erfüllt!"




eine Geschichte von Julia Posch






Montag, 13. April 2015

Die Sache mit Lob und Anerkennung

Oft höre ich in meiner Praxis die Aussage: Ich wünsche mir so sehr mehr Lob und Anerkennung!

Ja, aber was ist Lob?
Was ist Anerkennung?
Und was bewirkt mehr Lob und Anerkennung beim Klienten?

Lt. Wikipedia wird unter 'Lob' die Anerkennung von Leistungen und Verhaltensweisen verstanden.
Und zu dem Begriff 'Anerkennung' steht dort:
Der Begriff Anerkennung wird auch als Synonym für Akzeptanz, Lob oder Respekt verwendet.
Gegenseitige Anerkennung gilt als notwendig für jede Art von Zusammenleben, beispielsweise in der Partnerschaft, in der Familie oder im Beruf.


Für mich haben Lob und Anerkennung eine etwas differenzierte Bedeutung.

Ein Lob ist für mich eine Art der Bewertung. Ich entscheide, ob ich die geleistete Tätigkeit gut oder schlecht finde. Sage ich z. B.: 'Das hast du gut gemacht', so spreche ich ein Lob aus und gebe eine Bewertung ab. Ich treffe eine Aussage über einen anderen und erhebe mich über den Anderen.

Bei der Anerkennung treffe ich eine Aussage darüber, wie eine geleistete Tätigkeit auf mich wirkt und evtl. auch welchen Nutzen ich ich dadurch erfahren habe. 
 
Z. B.: 'Vielen Dank, dass du den Mülleimer runter gebracht hast! Dadurch hatte ich Zeit mich um die Waschmaschine zu kümmern. '

Oder: 'Vielen Dank, dass du das Fahrrad in den Keller gestellt hast. Für mich ist es immer sehr anstrengend das Fahrrad die enge Treppe hinunter zu tragen. Du hast mir damit sehr geholfen!'

Aber auch der Satz: 'Ich freue mich, dass du eine 2 in Mathe geschrieben hast! Mir ist das in deinem Alter damals nicht gelungen.' ist eine Anerkennung.

Bei der Anerkennung begebe ich mich auf gleiche Augenhöhe mit meinem Gegenüber. Und ich begegne ihm wertschätzend.

Ob nun der Klient mehr Lob oder mehr Anerkennung oder beides gleichermaßen benötigt, ist individuell ganz unterschiedlich. Allein die Überlegung, wie definiere ich persönlich den Begriff 'Lob' und den Begriff 'Anerkennung', bringt dem Klienten neue Erkenntnisse über seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse.





In diesem Zusammenhang wird dem Klienten auch deutlich, was das Lob und/ oder die Anerkennung mit ihm macht. Vielleicht spornt es ihn an, steigert sein Selbstbewusstsein, lässt mehr Zuversicht wachsen und löst vielleicht Glücksgefühle in ihm aus. Oft sind Lob und Anerkennung auch die Orientierung für den nächsten Schritt bzw. die nächste Veränderung, die ansteht.

Mittwoch, 4. Februar 2015

Das 18. Kamel

Ich möchte heute eine Geschichte erzählen, die bereits Paul Watzlawick erzählt haben soll:

Ein Mann reitet durch die Wüste. Er sieht drei Menschen, die sehr traurig sind, und er steigt von seinem Kamel.
Sie erzählen, ihr Vater sei gestorben. Der Mann tröstet sie und sagt, der Vater habe ihnen doch sicher etwas hinterlassen.
Die drei antwoten: Ja, gerade darin liege das Problem. Es seien 17 Kamele aufzuteilen. Der Älteste der drei bekomme die Hälfte. Der Zweitgeborenen ein Drittel und der Jüngste ein Neuntel.

Mit 17 Kamelen sei das unmöglich!

Der Mann überlegt und meint lächelnd: "Nehmt mein Kamel dazu, dann wird es funktionieren."

So bekam von den 18 Kamelen der älteste Bruder die Hälfte, also neun. Der mittlere Bruder bekam ein Drittel, also sechs, und der jüngste ein Neuntel, also zwei Kamele. Ein Kamel blieb übrig - das Kamel des fremden Mannes.

Er grüßte, stieg auf und ritt seines Weges.

Mir gefällt die Geschichte. Ich denke, manchmal glauben wir etwas zu benötigen. Und wenn wir es dann besitzen, stellen wir fest, dass wir es doch nicht mehr brauchen.... Es hat uns einfach nur geholfen, weiter zu machen....



Montag, 21. Juli 2014

Wer neue Wege gehen will, muss Altes und Bekanntes verlassen

In diesem Jahr hat eine Amsel auf meinem Balkon ihr Nest gebaut. 
3 Mal hat sie in dieses Nest ihre Eier gelegt und alle 3 Mal hat sie die Jungen groß ziehen können. 
Beim letzten Gelege durfte ich beobachten, wie das Letzte der Jungen sich darauf vorbereitete, das Nest zu verlassen. Es schien über den freien Platz im Nest, den es nach dem Verlassen der beiden Geschwister dort hatte, irritiert zu sein. Es war unruhig. Irgendetwas gefiehl ihm nicht.
Und dann machte es sich auf den Weg, saß plötzlich auf dem Nestrand und schien zu überlegen, zu prüfen, abzuwägen....

Sollte es wirklich aus dem Nest springen?
Was kommt danach?
Wird es gelingen?


Es zögerte! Und dann hörte ich ein Zwitschern von dem Rasen unterhalb meines Balkons. 

Dort saß die Amsel und rief, vielleicht lockte sie auch!? 
Auf alle Fälle wartete sie geduldig auf ihr Junges.
Und mit einem Mal stürzte sich das Amseljunge in die Tiefe....

Es breitete die Flügel aus und flog zur Amsel auf den Rasen. 
Die Flügel trugen das Junge, obwohl sie vorher nicht ausprobiert hatten.
Auf dem Rasen angekommen, wurde es von der Amsel begrüßt und mit einem dicken Regenwurm belohnt! 
Ich hörte die Amsel quasi sagen:

Hast du gut gemacht, mein Kleines!


Das miterleben zu dürfen, hat mich sehr berührt.


Bei diesen Beobachtungen kamen bei mir Erinnerungen an meine Erlebnisse im Kletterwald wieder hoch. 

Im Kletterwald verlässt man einen Parcour am Ende, in dem man sich mit seinem Klettergeschirr an dem Stahlseil einklinkt, dann von der Plattform abspringt und ähnlich wie eine Seilbahn zum Boden hinab gleitet, um wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen.
Die ersten Male war für mich das 'Seilbahnfahren' mit etwas Angst besetzt. 
Es war der Absprung, der sich für mich wie ein freier Fall anfühlte, der mir nicht behagte. 

Ich stelle mir vor, dass es dem Amseljungen ähnlich ging! Denn woher sollte es wissen, dass seine Flügel ihn tragen und sicher auf den Boden bringen.

Ich denke auch, dass sich bei Klienten ein ähnliches Gefühl einstellt, wenn sie mit der Beratung beginnen. Irgendetwas bewegt den Klienten eine Änderung in seinem Leben vorzunehmen. 

Aber wo wird der Weg ihn hin führen? 
Er verlässt bekannten Boden. Und dann steht die Frage im Raum:

Wird er sicher wieder festen Boden unter den Füßen bekommen? 

In diesem Moment ist Mut gefragt. 
Der Mut Neues auszuprobieren, neue Sichtweisen zu zulassen und wahrzunehmen, dass sich dadurch das Verhalten automatisch verändert. 

Aufgrund meiner Erfahrung kann ich an dieser Stelle immer nur wieder feststellen, dass es klappt! 
Dieses Gefühl 'festen Boden' unter den Füßen zu bekommen, und dann seinen Weg weiter gehen zu können,
stellt sich wieder ein. Und das alles wird begleitet von kleinen und großen Erfolgserlebnissen.

Ich wünsche einen guten Weg!