In einer
Fortbildung habe ich eine neue Sichtweise erfahren.
Sie kommt
aus dem Japanischen und heißt Kintsugi.
Es ist eine Methode um ein Gefäß, das kaputt gegangen ist, wieder zu reparieren.
Für diese Reparatur wird jedoch kein Kleber verwendet sondern Gold, statt einer
durchsichtigen Substanz kommt ein wertvolles Metall zum Einsatz.
„Wenn die Japaner ein kaputtgegangenes Gefäß
reparieren, würdigen sie die Bruchstelle, indem sie den Spalt mit Gold
auffüllen. Sie glauben, dass eine Sache, die verwundet worden ist und damit eine
Geschichte hat, schöner wird.“ Hierdurch wird die verloren gegangene Ganzheit
nicht verborgen, sondern die Geschichte, die die Wiederherstellung gezeigt, sogar hervorgehoben.
Etwas
Kaputtes wid nicht nur wiederhergestellt, sondern auch noch verschönert.
Mir gefällt
dieser Gedanke, der dahinter steht. Beratung ist wie Kintsugi.
Klienten, die zu mir in die Praxis kommen,
haben oft einen ‚Bruch‘ in ihrem Leben erfahren. Das macht sie i. d. R. erst
einmal unglücklich oder traurig, vielleicht auch wütend. Manchmal höre ich dann
auch den Spruch:
„Ich stehe
vor einem Scherbenhaufen!“ – das Selbstwertgefühl ist gestört.
In der
Beratung erarbeiten wir gemeinsam die Wiederherstellung des eigenen
Selbstwertgefühls.
Wir schauen
uns an, was zu Bruch gegangen ist.
Wir finden gemeinsam
neue Wege durch neue Sichtweisen und bauen so Stück für Stück ein neues
Selbstwertgefühl auf.
Es gehört
aus meiner Sicht sehr viel Wertschätzung dazu, d. h. zu erkennen, dass der
Klient in jeder Situation nur so handeln konnte, wie er gehandelt hat. Er hat
für sich in jeder Situation die für sich beste Entscheidung getroffen. Was sich
daraus dann weiter entwickelt hat, kann erst im Nachgang erkannt werden.
Ich denke,
diese Erkenntnis ist bereits ‚Gold wert‘.
Am Ende steht
für den Klienten ein neues Selbstwertgefühl. Es beinhaltet die Erkenntnis, dass
der Bruch zum Leben mit dazugehört. Durch diesen Bruch ist etwas Neues möglich
geworden. Das ermöglicht dem Klienten, sich wieder selbst wertzuschätzen.
Durch neue
Sichtweisen ist auf eine gewisse Art sein Leben reicher und auch schöner
geworden. Wie im ‚Kintsugi‘!
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