Montag, 21. Juli 2014

Wer neue Wege gehen will, muss Altes und Bekanntes verlassen

In diesem Jahr hat eine Amsel auf meinem Balkon ihr Nest gebaut. 
3 Mal hat sie in dieses Nest ihre Eier gelegt und alle 3 Mal hat sie die Jungen groß ziehen können. 
Beim letzten Gelege durfte ich beobachten, wie das Letzte der Jungen sich darauf vorbereitete, das Nest zu verlassen. Es schien über den freien Platz im Nest, den es nach dem Verlassen der beiden Geschwister dort hatte, irritiert zu sein. Es war unruhig. Irgendetwas gefiehl ihm nicht.
Und dann machte es sich auf den Weg, saß plötzlich auf dem Nestrand und schien zu überlegen, zu prüfen, abzuwägen....

Sollte es wirklich aus dem Nest springen?
Was kommt danach?
Wird es gelingen?


Es zögerte! Und dann hörte ich ein Zwitschern von dem Rasen unterhalb meines Balkons. 

Dort saß die Amsel und rief, vielleicht lockte sie auch!? 
Auf alle Fälle wartete sie geduldig auf ihr Junges.
Und mit einem Mal stürzte sich das Amseljunge in die Tiefe....

Es breitete die Flügel aus und flog zur Amsel auf den Rasen. 
Die Flügel trugen das Junge, obwohl sie vorher nicht ausprobiert hatten.
Auf dem Rasen angekommen, wurde es von der Amsel begrüßt und mit einem dicken Regenwurm belohnt! 
Ich hörte die Amsel quasi sagen:

Hast du gut gemacht, mein Kleines!


Das miterleben zu dürfen, hat mich sehr berührt.


Bei diesen Beobachtungen kamen bei mir Erinnerungen an meine Erlebnisse im Kletterwald wieder hoch. 

Im Kletterwald verlässt man einen Parcour am Ende, in dem man sich mit seinem Klettergeschirr an dem Stahlseil einklinkt, dann von der Plattform abspringt und ähnlich wie eine Seilbahn zum Boden hinab gleitet, um wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen.
Die ersten Male war für mich das 'Seilbahnfahren' mit etwas Angst besetzt. 
Es war der Absprung, der sich für mich wie ein freier Fall anfühlte, der mir nicht behagte. 

Ich stelle mir vor, dass es dem Amseljungen ähnlich ging! Denn woher sollte es wissen, dass seine Flügel ihn tragen und sicher auf den Boden bringen.

Ich denke auch, dass sich bei Klienten ein ähnliches Gefühl einstellt, wenn sie mit der Beratung beginnen. Irgendetwas bewegt den Klienten eine Änderung in seinem Leben vorzunehmen. 

Aber wo wird der Weg ihn hin führen? 
Er verlässt bekannten Boden. Und dann steht die Frage im Raum:

Wird er sicher wieder festen Boden unter den Füßen bekommen? 

In diesem Moment ist Mut gefragt. 
Der Mut Neues auszuprobieren, neue Sichtweisen zu zulassen und wahrzunehmen, dass sich dadurch das Verhalten automatisch verändert. 

Aufgrund meiner Erfahrung kann ich an dieser Stelle immer nur wieder feststellen, dass es klappt! 
Dieses Gefühl 'festen Boden' unter den Füßen zu bekommen, und dann seinen Weg weiter gehen zu können,
stellt sich wieder ein. Und das alles wird begleitet von kleinen und großen Erfolgserlebnissen.

Ich wünsche einen guten Weg!

Donnerstag, 30. Januar 2014

Aufbruch

Ich bin ein Anhänger des Adventkalenders 'Andere Zeiten'. In dem Letzten gab es den einen oder anderen Text, den ich hier einfach noch einmal veröffentlichen möchte, um ihn weiter zu reichen!

Aufbruch

Wenn dein Boot,
seit langem im Hafen vor Anker,
dir den Anschein
einer Behausung erweckt,
wenn dein Boot
Wurzeln zu schlagen beginnt
in der Unbeweglichkeit des Kais:
Such das Weite.
Um jeden Preis müssen
die reiselustige Seele deines Bootes
und deine Pilgerseele 
bewahrt bleiben.

Dom Helder Camara

Darf ich bitten....





Darf ich bitten!

Seit einiger Zeit besuche ich einen Tanzkurs für Standard und Latein.

In diesem Kurs ist es üblich, dass spätestens nach jedem 2. Tanz der Partner gewechselt wird.
Das heißt sowohl für die Damen als auch für die Herren, sich immer wieder auf einen neuen Tanzpartner einzustellen.
Aufgrund dieser Vorgabe, habe ich inzwischen mehrere Tanzpartner und ihre Art zu Tanzen kennengelernt. Das hat dazu geführt, dass ich neue Erfahrungen im Umgang mit Menschen gesammelt und mir darüber so meine Gedanken gemacht habe.
Dabei festigte sich bei mir der Eindruck, dass man am Beispiel des Paartanzes auch den ‚Umgang in einer Partnerschaft‘ beschreiben kann.So wurde bei mir die Idee geboren, diesen Blogeintrag zu schreiben.

In dem nachfolgenden Text bezeichne ich beim Tanzen die Frauen als Dame und die Männer als Herren, so wie es dort  i. d. R. noch üblich ist.


‚Darf ich bitten‘ – So beginnt noch immer die Aufforderung zum Tanz. 
In diesem Fall möchte ich Sie auffordern, sich einfach auf meine Gedanken einzulassen…….

‚Der Herr führt‘ ist noch immer die geltende Regel beim Tanzen. In den meisten Fällen lernen die Herren im Laufe der Tanzstunden das Führen und wünschen sich, dass die Dame sich entsprechend führen lässt. 

Das bedeutet für die Dame, die Tanzschritte zu lernen, um sie dann entsprechend der Führung des Herren tanzen zu können. Und es bedeutet, sich auf den Herren einzulassen und ihm im gewissen Sinne blindlings zu folgen. Versucht die Dame mitzudenken, kann es dazu führen, dass sich beide Tanzpartner auf die Füße treten oder die Dame versucht, die Führung zu übernehmen.

Wie sieht es nun im übertragenen Sinne in der Partnerschaft aus?
In der klassischen Partnerschaft der Generationen vor uns war es i. d. R. so, dass der Mann das Sagen hatte, er hatte die Führung. Bei diesem Bild setze ich an, da ich den Eindruck habe, dass dieses Rollenverständnis auch heute noch weitverbreitet ist.

Es führt also der Mann. Er wünscht sich, dass die Frau ihre Aufgaben, so wie sie es wahrscheinlich abgesprochen hatten, beherrscht und erledigt. Macht sich die Frau jedoch ihre eigenen Gedanken und kommt es dadurch bei ihr zu einem veränderten Verhalten, kann das beim Mann Unverständnis auslösen. Es kommt dann oft zum Streit, d. h. man tritt sich gegenseitig auf die Füße!

Wieder zurück zum Tanzen:
‚Der Mann führt‘ - Dies gilt insbesondere beim Einsatz von Drehungen während des Tanzens. Durch bestimmte Veränderungen der Armhaltung leitet der Herr die Drehung der Dame ein. Je nachdem wie schwungvoll diese Drehung vom Herrn geführt wird, dreht sich dann die Dame. Dabei kann die Dame in eine schwungvolle Drehung kommen, und quasi ‚überdrehen‘ oder bei einem weniger schwungvollen Ansatz in eine Position kommen, die für die folgende Figur zu weit weg vom Partner ist. 
Durch Üben und aufmerksame Beobachtung sowohl vom Herren als auch von der Dame, kommt es mit der Zeit zu einer auf beide Partner abgestimmte angenehm zu tanzende Drehung.

Ein weiterer Punkt ist die Schrittlänge beim Tanzen. Auch hier ist es hilfreich, wenn der Herr eher kleine Schritte tanzt, auch wenn er weiß, dass er viel größere machen könnte. Aber aus Rücksicht auf die Partnerin und vielleicht mit Rücksicht auf das Tempo der Musik, ist es hilfreich kleine Schritte zu tanzen.
Ist es auch gut für die Kondition!

Welche Bedeutung hat es im übertragenen Sinne für die Partnerschaft?

Hier beginne ich mit dem Vergleich zur Schrittlänge. In der Schrittlänge sehe ich bildlich das Erreichen von Zielen.
Wie ist es, wenn in der Partnerschaft beide Partner gemeinsam Ziele gesteckt haben und der eine Partner diese dann auf seine Art ansteuert, und nicht darauf achtet, ob der andere Partner das Tempo bzw. die mit der Zielerreichung verbundenen Einschränkungen mit halten kann. Z. B. beklagt der andere Partner dann, dass zu wenig gemeinsame Zeit bleibt oder er kommt zu der Erkenntnis, getroffenen Absprachen nicht mehr einhalten zu können (die Schritte sind einfach zu groß). Hier besteht das Risiko, dass dieser Partner die Lust an dem gemeinsamen Ziel verliert.

Ähnlich verhält es sich beim Bild des Drehens. 
Hier sehe ich in der Drehung den Spaßfaktor bzw. die Gestaltung der gemeinsamen Zeit in der Partnerschaft (die Drehung bringt auch beim Tanzen Abwechslung in den Ablauf).
In der Art und Weise, wie das Paar die gemeinsame Zeit gestaltet, also Abwechslung in der Partnerschaft bringt, zeigt sich, wie die Belange bzw. Bedürfnisse beider Partner wahrgenommenn werden.
Ist der eine Parnter dabei vielleicht zu schwungvoll, d. h. ist er vielleicht aktiver und unternehmungslustiger als der andere? Oder zeigt er vielleicht zu wenig Elan, d. h. verbringt er vielleicht zu wenig gemeinsame Zeit mit dem Partner oder bietet er wenige gemeinsame Aktivitäten an? Durch die aufmerksame Beobachtung, wie der Partner ‚dreht‘, d. h. auf die Abwechslung eingeht, und die damit verbundene Rücksichtnahme, kann es für beide Partner zu einem Mehrgewinn in der Beziehung kommen.


Mir ist bewusst, dass diese Betrachtung etwas einseitig ist. Ich sehe es jedoch als Anstoß für eine neue Sichtweise, die Sie gerne ausprobieren dürfen.

Fortsetzung folgt!

Freitag, 6. September 2013

Eine weise Geschichte: Das Märchen von der traurigen Traurigkeit


Es war einmal eine kleine Frau, die einen staubigen Feldweg entlanglief. Sie war offenbar schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt, die am Wegesrand saß, blieb sie stehen und sah hinunter.
Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Decke mit menschlichen Konturen.

Die kleine Frau beugte sich zu der Gestalt hinunter und fragte: "Wer bist du?"
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.
"Ach die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.

"Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal, hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?"
"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?"
"Ich..., ich bin traurig", sagte die graue Gestalt.

Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich so bedrückt."
Die Traurigkeit seufzte tief. "Ach, weißt du", begann sie zögernd und auch verwundert darüber, dass ihr tatsächlich jemand zuhören wollte, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest."
Die Traurigkeit schluckte schwer.
"Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: 'Papperlapapp, das Leben ist heiter.' und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: 'Gelobt sei, was hart macht.' und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: 'Man muss sich nur zusammenreißen.' und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: 'Nur Schwächlinge weinen.' und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir auch schon oft begegnet..."
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
"Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu."
Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.

Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.
"Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt."
Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber..., aber – wer bist du eigentlich?"
"Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd. "Ich bin die Hoffnung."
Von Inge Wuthe

Dienstag, 3. September 2013

Feedback geben

Feedback, die Rückmeldung zum eigenen Verhalten, löst in uns unterschiedliche Gefühle aus.
Wir alle genießen es, wenn uns andere loben und so bestätigen, wie wir uns selbst gerne sehen wollen, z. B. attraktiv, intelligent, liebenswert. Solch positives Feedback hört jeder gerne.

Doch sobald Feedback kritische Hinweise enthält, ist es es eher unangenehm .
Daher ist es hierbei wichtig, besonderes auf folgende Regeln zu achten:

1. Achten Sie darauf, dass Sie Feedback im richtigen Moment geben. Ist Ihr Gegenüber gerade in der Lage, Ihr Feedback zu hören und anzunehmen? Stellen Sie dafür die ehrliche Frage: Bist Du gerade offen für ein Feedback? Erst bei einem 'Ja' legen Sie los.

2. Feedback dient dazu, dass der Andere daran wachsen kann. Es ist kein Mittel für Sie, um Druck oder Macht auszuüben. Feedback meint also: Ich beschreibe wie das Verhalten von jemandem auf mich wirkt, ohne ihn dabei zu verletzen. Das könnte z. B. lauten: ich habe beobachtet..., auf mich wirkte....,

3. Geben Sie zeitnahes Feedback. Eine Reaktion auf etwas, das vor einer Woche geschehen ist, hilft meist wenig. Es ist daher wichtig, dass Sie das Verhalten Ihres Gegenübers so zügig wie möglich zurückspiegeln.

4. Sprechen Sie Probleme so konkret wie möglich an. Wenn Ihnen z. B. aufgefallen ist, dass Ihr Gegenüber zu häufig „äh“ sagt, dann teilen Sie ihm genau das mit. So kann der Feedback-Nehmer genauestens nachvollziehen, was dem Umfeld an ihm auffällt. Beschreiben Sie dabei Ihren eigenen, subjektiven Eindruck, z. B. mir ist aufgefallen.... Sprechen Sie nicht für Andere.

5. Sehen Sie auch das Positive! Äußern Sie nicht nur negative Kritik. Verpacken Sie am besten - nach der sogenannten Sandwich-Methode - einen negativen Aspekt zwischen zwei Positiven.
6. Bleiben Sie immer konstruktiv. Bleiben Sie nicht bei Ihrer Kritik stehen. Äußern Sie am Schluss Ihres Feedbacks Wünsche, wie sich Ihr Gegenüber anders verhalten könnte. Damit zeigen Sie, dass es Ihnen um eine Verbesserung geht, nicht um das Kritisieren. 

7. Sprechen Sie nur Dinge an, die auch zu ändern sind! Es wäre unfair, den Feedback-Nehmer wegen seiner abstehenden Ohren oder seiner hohen Stimme zu kritisieren. Denn: Das Ändern dieser Aspekte steht nicht in der Macht Ihres Gegenübers. Es ist also unnötig und destruktiv, dies zu thematisieren.

Wenn Sie diese Regeln beachten, machen Sie Ihrem Gesprächspartner ein gutes, faires Angebot, über das eigene Verhalten nachzudenken. Sie geben ihm die Chance, sein Verhalten zu überdenken und zu verändern. Ihr Feedback ist also ein „Geschenk“ an die jeweilige Person.

Probieren Sie es mal aus – nutzen Sie diese Regeln, um Ihrem Partner oder ihren Freunden Feedback zu geben.





Da hast du einen Fehler gemacht



Sicher kennen Sie diesen Spruch:
‚Da hast du einen Fehler gemacht!‘  oder
‚Da hast du dich falsch verhalten!‘

Es geht nicht um eine Situation in der Schule, z. B. in Mathe, Chemie, Physik oder im Sprachunterricht. Hier besagen oft Regeln, ob etwas falsch oder richtig ist.
Es geht in diesem Fall um Situationen im Alltag, in der Sie etwas gesagt oder getan haben, und jemand weißt Sie darauf hin oder Sie selbst haben das Gefühl, dass ihr Verhalten oder ihre Aussage ‚falsch‘ gewesen ist oder dass Sie da einen Fehler gemacht haben. So hätten Sie sich in der Situation auf keinen Fall verhalten dürfen.

Hier ein paar Beispiele:
     1.    Eine Frau trifft sich mit ihrer Freundin. Sie unterhalten sich über ein Thema, bei dem sie unterschiedliche Standpunkte vertreten. Die Frau vertritt ihren Standpunkt, von dem sie zu tiefst überzeugt ist, so vehement, dass die Freundin sich zurück gewiesen oder gar unverstanden fühlt. Sie reagiert kurz angebunden und verabschiedet sich dann auch nach kurzer Zeit. Die Frau erzählt dem Partner von diesem Vorfall und der antwortet:  Na, da hast du einen Fehler gemacht. Du hättest dich nicht so bestimmend verhalten dürfen.
     2.    Der 15 jährige Sohn kommt zum Vater und fragt, ob er abends länger mit Freunden ausgehen darf. Er erlaubt es dem Sohn. Als die Mutter davon erfährt, hält sie ihrem Mann vor, dass er da einen Fehler gemacht hat. Er hätte ihm aus verschiedenen Gründen das nicht erlauben dürfen.
     3.    Eine Situation im Büro: Im Rahmen einer Abteilungsrunde mit mehreren Teilnehmern beklagt sich Kollege A über den Kollegen B, dass Kollege B ihn bei einer bestimmten Aufgabe nicht unterstützt hätte. Nach dieser Abteilungsrunde kam ein anderer Kollege  auf Kollege A zu und meinte, er hätte da wohl einen Fehler gemacht, dass er den Kollegen B  vor der ganzen Abteilung kritisiert hätte


Wahrscheinlich fallen Ihnen aus Ihrem Alltag auch noch weitere Beispiele ein. Wie schätzen Sie die geschilderten Situationen ein? Hat die jeweilige Person einen Fehler gemacht?

John Grinder und Richard Bandler, die Begründer des NLP (Neurolinguistische Programmierung) haben festgestellt: 

Hinter jeder Handlung / Aussage steckt eine positive Absicht!

Wenn wir uns die 3 Beispiele ansehen: Welche positiven Absichten waren die Motivatoren für das geschilderte Verhalten?! 

Vielleicht wollte im 1. Beispiel die Frau ihre Freundin vor einer Fehleinschätzung bewahren.
Im 2. Beispiel hat der Vater vielleicht aus dem Gefühl von großem Vertrauen in seinen Sohn die Erlaubnis für den längeren Ausgang ausgesprochen.
Und im 3. Beispiel sah der Kollege A vielleicht nur die Möglichkeit sich selbst zu schützen, indem er offen die Kritik an dem Kollegen B aussprach.

Ich bin mir sicher, dass alle 3 Personen in der jeweiligen Situation keinen Fehler machen wollten. Für sie war es in dem Moment das einzig richtige Verhalten. Alle 3 Personen kamen in eine Situation, in der sie sich für ein Verhalten entscheiden mussten und sie wollten sicher, dass es ihnen in der Situation gut geht.

Die Beurteilung, ob es nun ein Fehler war oder nicht, erfolgt immer erst nach dem Verhalten. d. h. wenn die Situation rückwirkend betrachtet wird und sich zeigt, wie es den beteiligten Personen erging. Damit handelt es sich um eine Rückmeldung, ein Feedback, zu der Situation. 
Wie ging es den beteiligten Personen? 
Welches Verhalten hätten sie sich gewünscht? 
Wäre die Situation anders verlaufen, wenn die Frau, der Vater oder Kollege sich für ein anderes Verhalten entschieden hätte?

Aus jedem Feedback kann man lernen. Vielleicht ergeben sich dadurch für das nächste Mal neue Verhaltensmöglichkeiten und damit eine größere Auswahl an Verhaltensmöglichkeiten.

Zum Abschluss die Frage an Sie:
Wie geht es Ihnen nach dem Lesen dieses Textes?

Freitag, 30. August 2013

Werte erkennen





Die zentrale Idee ist: Unser Wahrnehmen, Denken, Fühlen und verhalten wird durch unsere Werte beeinflusst. Daher ist es hilfreich seine eigenen Werte zu entdecken und zu erkennen.

Wer seine eigenen Werte kennt, versteht sich besser.
(Hierzu habe ich bereits am  2. August 2013  meinem Beitrag ‚Was sind meine Werte‘ veröffentlicht.)

Wie hängen Werte zusammen und wie beeinflussen sie sich gegenseitig.

Zu jedem Wert gibt es einen sogenannten Gegenwert, und diese Beiden beeinflussen sich gegenseitig.
Ein Beispiel: der Wert Freiheit hat den Gegenwert Sicherheit.
Das Ziel ist, dass beide Werte ausgewogen neben einander stehen können.
 
Wird jedoch z. B. von einem Menschen mehr Freiheit gelebt, und er hat einen Partner, dem Sicherheit sehr wichtig ist, so erlebt dieser Partner eine Einschränkung seiner Sicherheit. Für ihn fühlt sich damit sein Wert ‚Sicherheit‘ minderwertig an. Damit geraten diese beiden Werte in ein Ungleichgewicht.
 

Wird der Wert ‚Freiheit‘ von einem Menschen zu stark ausgelebt, kann dies von anderen Menschen auch als Übertreibung wahrgenommen werden. Es kann dann wie  ‚Verantwortungslosigkeit‘ oder  ‚Maßlosigkeit‘ wirken. Wird der Wert ‚Sicherheit‘ zu stark gelebt, so kann es wie ‚ Ängstlichkeit/ Angst‘ oder sogar ‚Erstarrung‘ wirken. 
Es ist immer eine Frage der Sichtweise des Betrachters. 
 

Diese Erkenntnis ist hilfreich für die Bereiche Familie, Partnerschaft, Berufsleben etc.
Steht ein Mensch, dem der Wert ‚Freiheit‘ sehr wichtig ist mit einem Menschen, für den der Wert ‚Sicherheit‘ große Bedeutung hat, im engen Kontakt, z. B. in einer Partnerschaft oder im Beruf, so kann es zu den oben als ‚Übertreibung‘ dargestellten Problemen kommen.
In dem das Zusammenspiel der Werte erkannt wird, kann es zu einer ersten Entspannung in der Beziehung kommen.