Mit
Erlaubnis meiner Klientin greife ich hier ein Thema auf, das uns
beiden ein paar unterhaltsame Beratungsstunden bereitet hat.
Meine
Klientin, sie ist Ende 40, kam eines Tages in die Beratung und war
irgendwie anders, irgendwie gelöster als sonst. Sie berichtete, dass
sich in den letzten Tagen und Wochen etwas verändert hatte. Sie
hatte plötzlich eine ganz andere Seite an sich entdeckt.
I. R.
der Beratung hatten wir schon das Innere Kind der Klientin
kennengelernt. Und die Klientin hatte dadurch einen anderen Zugang zu
sich, zu ihrem Verhalten, zu ihren Wünschen und zu ihren
Bedürfnissen bekommen. Insofern war ich gespannt, welche andere
Seite oder welchen neuen inneren Anteil sie bei sich wahr genommen
hatte.
Sie
erzählte, dass sie neuerdings eine Leichtigkeit und Fröhlichkeit in
sich spüren würde, die sie vorher nicht in dieser Form gekannt
hatte. Sie glaubte, dass das vielleicht Gefühle sind, die man eher
in der Pubertät empfindet. (Die eigene Pubertät hatte die Klientin
eher als angepasst erlebt. Sie hatte das Gefühl, immer nett gewesen
zu sein).
Es
fühlte sich für sie so an, als wenn sie über die Stränge schlagen
wollte. Ich fragte sie, ob sie aus der Kindheit den Ausspruch kannte:
'nun reitet dich aber der Beelzebub'. Da lachte die Klientin und
antwortete, ja, diesen Ausspruch würde sie kennen. Sie selber würde
jedoch eher sagen:
'da
zeigt sich jetzt der Schelm oder vielleicht die Schelmin in mir'.
Auf die
Frage, wo denn der Schelm oder die Schelmin jetzt sei, antwortete sie
spontan, dass es eine Schelmin ist und sie gerade bei ihr auf der
Schulter sitzen würde.
Aha, auf
der Schulter! Wie sie denn aussehen würde, wollte ich gerne wissen!
Da beschrieb mir die Klientin ein Mädchen mit roten, langen Zöpfen,
einem bunten Kleidchen, 2 unterschiedlichen Strümpfen und
Riemenschüchen. Und die Beine baumelten munter hin und her! Und sie
würde über das ganze Gesicht strahlen! Und dieses Mädchen würde
sich sehr darüber freuen, dass sie sich jetzt endlich zeigen darf
und dass sie wahrgenommen wird!
Auf die
Frage, was dieses Mädchen denn gerne für die Klientin bewirken
möchte, kam die Antwort: dass sie gerne wieder mehr Humor, mehr
Lockerheit, mehr Spontanität und damit mehr Lebensfreude in das
Leben der Klientin bringen wollte. Sie hätte sich so lange
zurückgehalten, da sich ein pflichtbewusster Anteil der Klientin so
breit gemacht und in den Vordergrund gespielt hatte. Doch nun war
ihre Zeit gekommen und es machte ihr Spaß, die Klientin dazu zu
bewegen, mal spontan zu sein und vielleicht auch sich mal etwas
albern zu verhalten.
Die
Klientin erzählte, dass sie mit großer Begeisterung in einem Chor
singen würde. Allerdings war sie bisher eher mit einem gewissen
Ernst dabei gewesen. Nun hatte sie aber mit Hilfe ihrer Schelmin
angefangen, sich auch mal von kleinen Späßen anderer Chormitglieder
anstecken zu lassen. Auch traute sie sich langsam das eine oder
andere Chormitglied zu necken, was besonders bei den männlichen
Chormitgliedern zu positiven Rückmeldungen und auch Komplimenten
geführt hatte. Und das gefiel der Klientin sehr.
Aufgrund
dieser Erfahrung probierte sie es aus, ihre 'Schelmin' auch im
Berufsleben aktiver zu zeigen. Und zu ihrer Überraschung bekam sie
bereits nach ein paar Tagen die positive Rückmeldung, dass sie
lockerer und offener geworden wäre. Darüber freute die Klientin
sich sehr.
Hierdurch
ermutigt, freundete die Klientin sich mit ihrer Schelmin mehr und
mehr an. Auf diese Weise kam mehr Leichtigkeit und Freude in ihr
Leben. Sie wirkte sichtbar erleichtert darüber, dass es ihr endlich
möglich ist, diese Seite zu leben.
Kennen Sie eigentlich Ihren inneren Schelm/ Schelmin?
Wo hält
sich dieser/ diese gerade auf?
Wie
sieht er/ sie aus?
Und zu
welchem Verhalten motiviert er Sie?